Aktuelle Studienarbeiten

Jedes Jahr im Juni/Juli ein fester Termin im Kalender des Werner Otto Instituts: Präsentation der Studienarbeiten des Examenskurses der Berufsfachschule für Logopädie im Seminarraum. Die angehenden Logopädinnen und – manchmal auch – Logopäden stellen ihre Ergebnisse der dreijährigen Ausbildung in spannenden Präsentationen vor.

Diesmal aber war alles anders. Beim Beginn der Präsentation um 10.15 Uhr blieb der Seminarraum leer. Die 20 Schülerinnen des Kurses 17 saßen zu Hause vor dem Bildschirm. Corinna Lutz, Schulleiterin der Logopädenschule, begrüßte sie vom Schreibtisch aus: „Wir melden uns aus Studio BfL im WOI und begrüßen Sie ganz herzlich zur Präsentation der Studienarbeiten .“  

Wegen Corona konnte die Veranstaltung nicht wie gewohnt vor einem interessierten Publikum – Team der Schule, Freunde, Verwandte und Kolleginnen aus der Praxis - stattfinden. Doch ganz kapitulieren wollte man nicht. Corinna Lutz: „Es ist eine ganz besondere Situation, aber wir gehen mit der Zeit, lassen es uns nicht nehmen, die Studienarbeiten zu würdigen. Es ist nicht so feierlich wie sonst – aber es ist, wie es ist.“ Also: ein virtuelles Meeting.

Ganz neu war das Format für die Absolventinnen nicht. Der theoretische Unterricht fand in den vergangenen Wochen im „virtuellen Klassenzimmer“ statt. Alle Dozentinnen und Dozenten wurden geschult, mit dem digitalen Programm zu arbeiten. Seit der Lockerung gab es dann eine Mischung aus Präsenz- und virtuellem Unterricht: Jeweils zehn Schülerinnen saßen in der Schule, die anderen zehn verfolgten den Unterricht von zu Hause aus. Präsenztherapien wurden mit Schutzmaßnahmen (Plexiglas-Schirme), zum Teil über Tele-Therapie durchgeführt. „Dies alles bedeutet für das gesamte Team der Berufsfachschule eine große Umstellung, die mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden ist“, sagt Koordinatorin Katja Hahne. Corinna Lutz: “Trotz allem sind wir sehr froh, dass wir so die Ausbildung in diesen schwierigen Zeiten aufrechterhalten können.“  

Im Hinblick auf die Präsentation mussten sich die Schülerinnen nicht nur auf eine klare und gut strukturierte Darstellung konzentrieren, sondern auch noch die Technik präzise und schnell bedienen.

Wie wird das alles über die Bühne gehen? Normalerweise gab es ja eine wirkliche „Bühne“, auf der die Arbeiten vorgestellt wurden – mit viel persönlichem Engagement und individueller Gestaltung. Jetzt fehlte der unmittelbare Kontakt und auch das Echo aus dem Publikum.

Die neue Aufgabe meisterten die Schülerinnen mit ganz unterschiedlichen Methoden. Die zwei- bis dreiköpfigen Teams traten einzeln oder gemeinsam auf, vertrauten teilweise auf die gewohnte Darstellung oder nutzten das Medium phantasievoll für anschauliche Illustrationen. Überraschend auch die Themenpalette: Da kamen nicht nur Parkinson-, Alzheimer- und Stotterpatienten vor, sondern auch Musical-Sängerinnen und Transfrauen.

Dr. Thomas Wiesner, der ärztliche Leiter der Logopädenschule, führte durch das Programm. Er musste alles im Auge behalten, also zum Beispiel die Übersicht über alle zugeschalteten Personen und mögliche Wortmeldungen. Kleine technische Holperer wurden sympathische Begleiter der ausgefeilten Video-Technik.

Die Arbeiten zeigten anschaulich den Weg wissenschaftlicher Erforschungen auf, aber viele führten auch zu konkreten Projekten, Therapie- oder Informationsmaterialien. Ein paar Beispiele:

Wie macht man Kindern, die stottern, Mut? Das Team entschied sich für einen alternativen Ansatz als Ergänzung zu den herkömmlichen Methoden. Es entwickelte sieben Mutmachgeschichten, die zusammen mit einem individuellen „Krafttier“ die kleinen Stotterpatienten in schwierigen Situationen begleiten. Alle Geschichten und Abenteuer sammelten sie in einem Buch, das sie dem stotternden Jungen am Ende der Therapie überreichten. 

Mit einem beeindruckenden sängerischen Intro aus dem Musical „König der Löwen“, startete eine Schülerin, selbst ausgebildete Musical-Darstellerin, mit ihrer Mitschülerin ihre Präsentation, die sich mit der Entwicklung eines stimmlichen „Warm Ups“ für Musical-Darsteller beschäftigte. Die praktischen Übungen halfen den Probandinnen, förderten die sängerische Kompetenz und die Stimmhygiene – und wirkten den gefürchteten „Sängerknötchen“ entgegen. Also: Empfehlung für einen weiteren Einsatz mit dem Hinweis, dass speziell der Musical-Bereich noch ein weites Themenfeld für Logopäden bietet.

Ebenfalls bisher kaum beachtet von Logopäden: die Transfrau (biologischer Mann, der durch einen operativen Eingriff zur Frau geworden ist). Ihr Wunsch nach der perfekten weiblichen Stimme führt häufig zu dem Versuch, durch eigenes Experimentieren eine möglichst hohe Stimme zu erlangen, wodurch Stimmstörungen verursacht werden können. Deshalb der Vorschlag: Flyer und Info-Material für die größer werdende Trans-Community, und eventuell die Entwicklung von Therapie-Bausteinen.

Einen weiteren Einblick in die breite Palette der Themen im Logopädie-Bereich geben die Stichwörter Parkinson (spezielle Therapie für prosodische Störungen, hier in Bezug auf Intonation, Akzentuierung und Sprechgeschwindigkeit), Schluckstörungen bei Alzheimer-Demenz (Arbeitshilfe für Angehörige mit dem Titel „Essen nicht vergessen!“), Sprach-
verstehen von Kindern (Videosequenzen mit Handpuppen), Mehrsprachigkeit in Kitas (Konzept und Durchführung eines Info-Abends), Aphasie (Erstellung von Übungen in einer Gruppentherapie) und Sprechapraxie (Einsatz von Assoziationshilfen bei der Therapie).

Am Ende des Video-Meetings: bei den Akteuren große Erleichterung. Dr. Thomas Wiesner: „Alle haben viel Mut bewiesen und alles wunderbar durchgestanden, mit schönen Präsentationen.“ Schulleiterin Corinna Lutz schloss sich an: „Es war eine andere Atmosphäre, kein feierliches Überreichen der Urkunden, kein Anstoßen, aber: Sie haben das alle super gemacht! Vielen Dank!“

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