ISA-Projekt

„Ich habe so viel gelernt. Jetzt kann ich so viel sagen.“ – immer noch leicht stockend, aber unübersehbar glücklich bringt Christa Kipke diese Worte hervor. Sie gehört zu einer Patientengruppe, die bereits im 2. Jahr im sogenannten ISA-Projekt der Berufsfachschule für Logopädie betreut wird.

ISA, das bedeutet Intensive Sprachtherapie bei Aphasie. Inspiration für das Projekt kam von der Schule für Logopädie wisoak Bremen / Schulleitung und Lehrlogopädin Vera Wanetschka (dort wird das Praxisprojekt „Stimm- und Aphasie intensiv“ mit den Auszubildenden durchgeführt). „Aktuelle Studien haben gezeigt, dass drei Wochen intensive Sprachtherapie die Kommunikationsfähigkeiten von Menschen mit chronischer Aphasie signifikant und auch nachhaltig verbessern“, so die Lehrlogopädinnen Merle Wollert und Svenja Kleinpass. Sie haben als verantwortliche Lehrkräfte das ISA-Projekt auch in diesem Jahr wieder mit einer Gruppe von 17 Schüler*innen geplant und umgesetzt. Die Schülerinnen bilden dabei sogenannte „Expertengruppen“ für einzelne Patient*innen.

Alle teilnehmenden Patient*innen leiden an einer Aphasie, also einer Sprachstörung in Folge einer Hirnschädigung. Dies kann z.B. nach Schlaganfall, einer Kopfverletzung, einem Unfall, aber auch nach einer Tumorerkrankung der Fall sein. „Die Schüler*innen der BFL erlernen im 3. Semester die Grundlagen zum logopädischen Störungsbild Aphasie. Im Anschluss daran können sie ihr Wissen am Patienten praktisch umsetzen“, erklärt Wollert.

Im Jahr 2019 fand das Projekt zum ersten Mal statt. Ausgewählt wurden damals die Teilnehmer*innen nach verschiedenen Kriterien, wie z.B. Alter, Dauer und Ursache der Aphasie. Statt wie normalerweise üblich nur 1x wöchentlich 90 Minuten logopädische Therapie findet im ISA-Projekt mit diesen Patient*innen über einen Zeitraum von vier Wochen jeweils wieder an vier Wochentagen je drei Stunden Therapie täglich statt.

Die 17 neuen Schüler*innen aus dem diesjährigen Ausbildungskurs sind jetzt im 3. Jahr Ihrer Ausbildung und werden erneut von Merle Wollert und Svenja Kleinpass in dem Projekt begleitet. Die Patientengruppe hingegen ist dieselbe wie im letzten Jahr.

Auch Christa Kipke, die von Ihrem Ehemann begleitet wird, ist wieder mit dabei. „Das ISA-Projekt hat meiner Frau so toll geholfen – und mir auch. Ich kann mittlerweile wieder viel besser verstehen, was sie meint“, so Eberhard Kipke.
Christa Kipke erlitt im Februar 2017 einen Schlaganfall. Als sie im letzten Jahr in das Projekt aufgenommen wird, bringt sie kaum ein Wort hervor. Immer wieder kommen ihr damals in den Therapieeinheiten die Tränen, weil sie sich sprachlich überhaupt nicht ausdrücken kann. Das Sprachverständnis bei ihr ist da, aber die Sprache fehlt. „Unser Alltag ist jetzt wieder viel leichter geworden. Auch unsere bisherigen Kontakte leben wieder auf, weil sie wieder über Sprechen kommunizieren kann“ so Eberhard Kipke.

„Das Besondere in diesem Projekt ist die Therapie-Intensität. Auch nach langer Zeit kann dadurch noch viel verbessert werden“, sind Wollert und Kleinpass überzeugt – und der Erfolg gibt Ihnen Recht. Fast alle Teilnehmer aus dem letzten Jahr sind wieder dabei. Bei den meisten hat sich die Sprachfähigkeit deutlich verbessert, bei einigen Teilnehmer*innen bleibt sie gleich – aber auch dies ist als Erfolg der intensiven Therapie zu werten. „Nicht nur eine Verbesserung, auch der Erhalt und das intensive Training der wieder neu erworbenen Sprachfähigkeit ist wichtig“, so Wollert und Kleinpass.

Und noch etwas hat dieses Projekt bewirkt: Die Teilnehmer*innen-Gruppe ist zu einem neuen Freundeskreis geworden. „Wir treffen uns jetzt auch außerhalb der Therapien regelmäßig“, so ein weiterer Teilnehmer. „Es haben sich durch die Therapie neue Freundschaften gebildet. Wir passen gegenseitig auf uns auf und telefonieren auch öfter mal oder unternehmen etwas gemeinsam.“

Die Motivation und gegenseitige Unterstützung der Teilnehmer*innen untereinander begeistert auch die Schüler*innen sowie Wollert und Kleinpass: „Hier hat sich ein unschätzbarer zusätzlicher Faktor entwickelt, der die intensiven Einzel- und Gruppentherapien im ISA-Projekt noch einmal besonders unterstützt und viele große und kleine Lernerfolge für die Teilnehmer*innen ermöglicht. Und für die Schüler*innen ist es eine tolle Möglichkeit, zu sehen, was ihre Arbeit in einer Intensivtherapie auch nach so langer Zeit noch bewirken kann.“

„Ich kann wieder sprechen. Ich bin so dankbar“, fasst Christa Kipke ihre Gefühle in Worte. Den anderen Teilnehmer*innen geht es ähnlich, so begeistert und fröhlich, wie sie auch in diesem Jahr wieder teilgenommen haben. Die gegenseitige Motivation und der gemeinsame Spaß am Lernen, auch in diesem Jahr lässt das ISA-Projekt an der BFL die Therapiewochen wieder wie im Fluge vergehen.


Der Erfolg des ISA-Projektes hat sich mittlerweile herumgesprochen, so dass auch der NDR berichtet hat. Hierüber haben wir uns sehr gefreut.


Berichterstattung des NDR:

 

 

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