ISA-Projekt

Entspannt und fröhlich, aber auch neugierig auf das, was heute passiert, sitzt eine bunt gemischte Personengruppe erwartungsvoll in einem Therapieraum der Berufsfachschule für Logopädie (BFL). Die knapp 10 Besucherinnen und Besucher sind Teilnehmer*innen eines besonderen Projekts: ISA - Intensive Sprachtherapie bei Aphasie. Inspiration für das Projekt kam von der Schule für Logopädie wisoak Bremen über die Schulleitung und Lehrlogopädin Vera Wanetschka (dort wird das Praxisprojekt „Stimm- und Aphasieintensiv“ mit den Auszubildenden durchgeführt).

Erstmals wurde dieses auf aktuellen Forschungen basierende Therapiekonzept mit Schüler*innen der BFL umgesetzt. „Aktuelle Studien haben gezeigt, dass drei Wochen intensive Sprachtherapie die Kommunikationsfähigkeiten von Menschen mit chronischer Aphasie signifikant und auch nachhaltig verbessern“, so die Lehrlogopädinnen Merle Wollert und Svenja Kleinpass. Sie haben als verantwortliche Lehrkräfte das ISA-Projekt mit einer Gruppe von insgesamt 20 Schüler*innen geplant und umgesetzt. Die Schülerinnen bildeten dabei sogenannte „Expertengruppen“ für einzelne Patient*innen.

Alle Teilnehmenden leiden an einer Aphasie, also einer Sprachstörung in Folge einer Hirnschädigung. Dies kann z.B. nach Schlaganfall, einer Kopfverletzung, einem Unfall, aber auch nach einer Tumorerkrankung der Fall sein. „Die Schüler*innen der BFL erlernen im 3. Semester die Grundlagen zum logopädischen Störungsbild Aphasie. Im Anschluss daran können sie ihr Wissen am Patienten praktisch umsetzen“, erklärt Wollert.

So auch im ISA-Projekt: Ausgewählt wurden die 10 Studienteilnehmer*innen nach verschiedenen Kriterien, wie z.B. Alter, Dauer und Ursache der Aphasie. Schnell fanden sich unter den Patienten der BFL genügend interessierte Teilnehmer*innen. Statt wie normalerweise üblich nur 1x wöchentlich 90 Minuten logopädische Therapie fand über einen Zeitraum von vier Wochen jeweils an vier Wochentagen je drei Stunden Therapie täglich statt.

 

„Das war auch manchmal ganz schön anstrengend“, befand ein Teilnehmer schmunzelnd. „Aber die Fortschritte eines solchen intensiven Trainings sind, zumindest bei mir, schon bemerkenswert.“ Die Therapien fanden sowohl im Einzelsetting (eine Schülerin behandelt einen Patienten) als auch in der Kleingruppe (2-3 Patienten mit 2 Schülerinnen) und in der Großgruppe (alle zehn Patient*innen mit zwei Schülerinnen) statt. Inhaltlich wurden in den Gruppensitzungen ganz unterschiedliche Themen behandelt: Lieblingstiere, Kinderfotos, Urlaubsorte, Geburtstage und Geschenke, Gruppen sortieren oder auch Fotos nachstellen.

„Die deutliche Erhöhung der Therapieintensität war unser Ziel“, erläutert Kleinpass. „Neben der Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten der einzelnen Teilnehmer ist aber auch der Austausch der Patient*innen für die eigene Krankheitsverarbeitung besonders wichtig. Die Patient*innen sehen, sie sind nicht allein mit ihrem Schicksal. Sie ermutigen sich gegenseitig und auch diese Motivation kann weitere Therapieerfolge fördern.“

 

Das dies wirklich so ist, zeigt sich im regelrecht freundschaftlichen und persönlichen Umgangston der Gruppenmitglieder: Es herrscht in der Gruppe eine offene und sehr freundlich-positive Atmosphäre. Die Teilnehmer*innen sind alle höchst motiviert und versuchen, sich gegenseitig zu unterstützen. Auch die begleitenden Schüler*innen sind der Gruppe über den intensiven Therapiezeitraum ans Herz gewachsen – regelrecht herzlich und persönlich ist der Umgang miteinander geworden.

 

„Wir möchten auch mit unserer Ausbildung immer auf dem neuesten Stand bleiben und versuchen, unsere Lehrinhalte aktuell anzupassen. Durch die aktuellen Forschungsergebnisse sind wir auf die Idee mit dem ISA-Projekt gekommen“, so Wollert und Kleinpass – in diesem Fall ein rundum gelungenes Praxisprojekt, so sind sich alle Beteiligten einig. Die Patientenzufriedenheit bzgl. des Projekts wurde zudem im Rahmen einer Studienarbeit im diesjährigen Examenskurs erfasst.

 

Bleibt zu hoffen, dass es in der BFL bald eine Fortsetzung mit einer neuen Schüler*innen-Patientengruppe gibt, die dann wieder von den Ergebnissen eines ISA-Projekts profitieren kann.

 

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